Verbindungs-Wörterbuch

Studentenverbindungen und Burschenschaften sind mit ihren komplexen Regelwerken, Ritualen und ihrem altertümlichem Vokabular rückwärtsgewandte Parallelwelten, die für Außenstehende kaum zu verstehen sind.

Wenn wir über sie reden und schreiben, übernehmen wir hin und wieder gezwungenermaßen ihr Vokabular. Deshalb sind hier einige wichtige Begriffe erklärt:

  • Aktivitas
    Die „auf dem Haus“ (= im Haus) lebenden Studenten der Burschenschaft werden als Aktive bzw. als Gruppe als Aktivitas bezeichnet. Sie prägen maßgeblich das Außenbild der Verbindung und müssen besonders zu Semesterbeginn versuchen, durch sogenanntes Keilen (s. Keilen) neue Mitglieder zu anzuwerben. Nach der Zeit in der Aktivitas folgt, wenn alles gut läuft, die Aufnahme in den Rang der Alten Herren.
  • Alte Herren
    Verbindungsmitglieder, die nicht mehr studieren, sondern im Berufsleben sind. Sie finanzieren die Verbindung lebenslang mit ihren Mitgliedsbeiträgen und helfen jüngeren Bundesbrüdern, im Berufsleben Fuß zu fassen (s. Seilschaften)
  • Burschenschaft
    Eine spezielle Art der Verbindung. Burschenschaften heben sich durch ihren explizit politischen Anspruch von anderen Verbindungsarten ab.
  • Convent
    Zusammenkunft aller stimmberechtigten Mitglieder einer Studentenverbindung für die Verbindung betreffende Beschlüsse o.ä.
  • Fux
    Wer in eine Studentenverbindung eintritt, ist zunächst – für ein oder zwei Semester „Fux“, was den niedrigsten Rang einer jeden Verbindung bezeichnet. Damit einher gehen eingeschränkte Mitgliedsrechte und die Pflicht,  Traditionen und Gebräuche seines Bundes kennen zu lernen und zu akzeptieren. Nicht selten müssen Füxe herabwürdigende Aufgaben und Rituale über sich ergehen lassen.
  • Keilen
    Als Keilen bezeichnet man das Werben von neuen Mitgliedern für eine Verbindung durch den Fuchsmajor. Dies geschieht oft an den Einschreibeterminen vor Semesterbeginn, wenn viele neue Studenten ein Zimmer suchen. Verbindungshäuser sind meist zentral gelegen und verlangen sehr niedrige Mieten. Dadurch lassen sich manche Studenten zu einem Besuch oder einer Probezeit überreden.
  • Korporation, korporiert
    Begriff für Studentenverbindung, das Verbindungswesen betreffend.
  • Lebensbund, Lebensbundprinzip
    … bezeichnet das Prinzip, dass Mitglieder einer Burschenschaft dies lebenslang bleiben (sollen). Dies ist besonders für die Finanzierung einer jeden Verbindung wichtig, da Alte Herren ein Leben lang Beiträge an die ihren Bund zahlen.
  • Mensur
    Besondere Form des Fechtens mit scharfen Waffen, die in schlagenden Studentenverbindungen gepflegt wird. Schmisse und andere Verletzungen sind dabei nicht selten (und auch nicht unerwünscht). In vielen Verbindungen ist das Fechten verpflichtend, in einigen wird es angeblich offen gestellt und in manchen wird gar nicht gefochten. Eine besondere Art der Mensur stellt die „Pro Patria Suite“ dar.
  • Pabst
    Eine für viele Verbindungen typische behältnisartige Vorrichtung, in die sich nach dem/während dem rituellen Kampf-Bietrinken (im Jargon „Pressen“ genannt) übergeben werden kann, um noch mehr trinken zu können. Trinken bis zum buchstäblichen Umfallen gehört für viele Verbindungen zum guten Ton und führt immer wieder zu Alkoholvergiftungen und anderen Langzeitschäden.
  • Pro Patria Suite (Abk. PP-Suite)
    Stellt eine besondere Form des korporierten Fechtkampfs dar. Ein solches Duell wird üblicherweise zur Bereinigung von „Ehrenhändeln“ ausgetragen und ist in Deutschland illegal. Teilweise gelten bei PP-Suits verminderte Schutzmaßnahmen. Wie eine PP-Suite ausgehen kann, zeigt dieser Artikel.
  • Seilschaften
    Studentenverbindungen versuchen durch ihre Netzwerkarbeit, einander Vorteile in der Arbeitswelt zu verschaffen. Der CDU-Politker und „Alter Herr“ Manfred Kanther brachte das mit folgenden Worten auf den Punkt: „Wir wollen auch weiterhin national gesinnte Menschen in alle führenden Berufe unserer Gesellschaft entsenden.“